Wie urlaubsreif ich gewesen bin, spürte ich auf unserer Fahrt kurz vor Garmisch Partenkirchen als wir uns der majestätischen Zugspitze näherten und sattgrüne Wiesen und prall blühende Gärten mir in den Blick sprangen. Ja, es gibt auch noch etwas anderes, dachte ich. Wundern, Staunen, Erleichterung durchfuhren mich. Hier hatte es auch mal geregnet in den letzten Monaten, hier gab es Farben, Frische und Lebendigkeit. Ein Gefühl, als hätte ich mich den heißen Klauen eines Monsters entrissen, machte sich breit. Aufatmen, Freude, Leichtigkeit. Monatelange hatten eine alles versengende Hitze und Trockenheit Berlin und Umland in eine gelblich blasse Wüste verwandelt. Die Füße am Timmelsjoch in den Gletscherbach gesteckt und gequiekt vor Freude, den ersten Stein eingeladen, einen Feldspat. Am nächsten Tag im Gardasee geschwommen, es nicht fassen können und am dritten Tag im Mittelmeer. Der Verstand kam nicht mit.
Als wir mit dem Auto die Po Ebene durchquerten, wurde es hinter Parma in Richtung La Spezia schnell hügelig und bald glitten wir durch die wunderschönen Schluchten und Täler der Ligurischen Apenninen, einem 1500km langen Faltengebirge, dessen höchster Gipfel 2912m misst. Die Straße schlängelt sich mal höher mal tiefer durch wunderschöne bewaldete Natur, die von unzähligen Flüssen gespeist wird, um Hügel und Berge herum, manchmal auch hindurch und häufig über hohe Brücken, die den Blick freigeben auf die fließenden Gewässer weit unten in den Schluchten. Meine Gedanken wanderten bewundernd zu den Menschen, die diese Straßen einst gebaut haben.
Nach dem Überqueren dieser auslaufenden Bergkette in Richtung Küste tauchten in der Ferne schon die Apuanischen Alpen auf. Ehrlich, ich hatte zuvor nichts von ihrer Existenz gewusst und auch noch nie deren Namen gehört. Die Apuanischen Alpen, ihr höchster Punkt misst 1945m, schließen sich im Nordwestern der Toskana an die Ligurischen Apenninen an und sind - halt Dich fest - ein Gebirge aus Marmor. Aus der Ferne sahen wir weiße Gipfel und dachten zunächst, dass dort Schnee liegt. Beim Näherkommen wurde klar, dass es sich bei allem Hellen und Weißen, das aus den grünen Bergen leuchtet, ob Geröllflächen, steile Wände oder Abbrüche, um Marmor handelt.
Marmor gehört zu den Steinen, die durch Umwandlung entstehen. Vor ca. 200 Millionen Jahren wurden im Erdinneren Kalkstein und andere carbonatreiche Gesteine unter hohem Sedimentdruck und starker Hitze gekocht und über Jahrtausende während des Abkühlens in Kristalle umgewandelt. Marmor besteht zu großen Teilen aus Mineralien wie Calcit, Dolomit oder Aragonit. Vor 60 Millionen Jahren begannen die Kontinentalplatten Afrika und Europa sich aufeinander zuzubewegen, wodurch die Alpenbildung begann und vor 30 Millionen Jahren entstanden durch Auffalten die Apuanischen Alpen. Ich schreibe das so ausführlich, damit Du meine Ehrfurcht vor dem Stein später besser nachvollziehen kannst.
Genau vor einem Jahr entstand meine erste Marmor-Skulptur im Rahmen eines Kurses im Atelier von Peter Rosenzweig in Berlin-Kreuzberg. Er ist Bildhauer und Dozent für Marmor-Bildhauerei in Berlin und Italien. In Azzano, einem kleinen Bergdorf, das einst von Steinbrucharbeitern gegründet wurde, leitet er seit 38 Jahren passioniert das Campo dell’Altissimo, eine Sommerakademie für Bildhauerei, Malen und Zeichnen. Nach der ersten Berührung mit Marmor im letzten September war für mich klar, dass ich an den Ursprungsort dieses wunderbaren Materials reisen möchte, um damit zu arbeiten.
Nun war es soweit. Nach dem erfrischenden Bad im Mittelmeer ging es rauf nach Azzano (Lucca), das zwischen Carrara, wo eines der größten Marmorvorkommen der Welt zu finden ist, und Pisa liegt, auf halber Höhe zum Monte Altissimo, an dessen Spitze auf 1560m ein alter Steinbruch leuchtet, in dem schon Michelangelo den Marmor für seine Skulpturen abbaute.
Es folgten zwei Wochen wie aus einem magischen Stoff gewebt.
Am Anfang steht die Suche nach dem Stein, die erste Begegnung. Im nahen Flussbett des Flusses Serra, der oben am Monte Altissimo entspringt und ohne Unterlass Steine vom Berg heruntertransportiert und dabei zu Flusssteinen schleift. Ich stand überwältigt in einem breiten Feld von weißen Steinen, wohin ich auch schaute. Das leuchtende Weiß und die Fülle der Steine verschlug mir den Atem. Alles Marmor bis auf wenige Ausnahmen. Ich kraxelte über große und kleine Steine, nahm mal den einen dann den anderen in Augenschein, legte verschiedene an Stellen zurecht, die ich dann nicht wiederfand – alles weiß – bis ich endlich innehielt, um zu spüren. Was möchte ich für diese zwei Wochen? Was wünsche ich mir? Welcher Stein möchte von mir bearbeitet werden? So kam allmählich eine Ahnung. Ich wünschte mir einen gelblichen Stein, warum auch immer am Ursprungsort des reinen weißen Carrara Marmors, dem Statuario. Und er sollte nicht zu groß sein. Ich wollte mich in den zwei Wochen auch erholen, mir Zeit nehmen, in Ruhe arbeiten und mich nicht mit einem zu großen Stein überfordern und unter Druck setzen. Ich wollte den historischen Ort, die Natur, das Lebensgefühl, in mich aufnehmen, und Zeit haben, mich ganz hinzugeben, ohne Stress und Eile.
Ich nahm zwei Steine mit, ein gelblich kompakter Stein aus Calacatta Marmor ca. 14kg schwer war mir ins Auge gesprungen und ein weißer flacher Stein mit etwa dem gleichen Gewicht, dessen Form mich inspirierte. Nach einem Marktbesuch in dem etwas weiter unten gelegenen Seravezza mit Einkauf regionaler Köstlichkeiten für unser Frühstück und Besuch in der Bar am Platz auf einen Cappuccino ging es zurück zum Campo.
Die Zeit ab da bis zur Präsentation der fertigen Skulptur elf Tage später war eine besondere Zeit und immer noch schwierig in Worte zu fassen. Es ist im Nachhinein so als hätte ich mich gleichzeitig auf zwei Erlebensebenen befunden.
Die eine Ebene ist ein Ort tief in mir, an den ich mit meinem Stein abgetaucht bin. Oder ich bin mit dem Stein in eine Tiefe seines Seins abgetaucht – wer weiß das schon? Jedenfalls ist das ein Ort ohne Zeit und Raum, ein Ort der Begegnung, des Annäherns, des Vertraut Machens, des Einfühlens und Erkundens, ein Ort des Herantastens, der Freude, manchmal des Leids, der Herausforderung, der Spannung und des Fließens, des Stillstandes und des Durchbruchs, ein Ort der Zwiegespräche, des langsamen Verstehens, der Überraschungen, des Lernens und Erfahrens, sich Bildens, der Konfrontation mit mir selbst und der Entwicklung. Beim Stein bearbeiten hören alle anderen Gedanken langsam auf. Der Stein und ich. Konzentration. Was ich wegschlage ist unwiederbringlich.
Nachdem der Stein aus dem Fluss geborgen wurde, wird er zunächst geschält, d.h. von seiner Flusshaut befreit. Schälen und Formen geschieht mit einem 800g Fäustel (Hammer) und mit einem Spitzmeißel. Beim Schälen treten erste Eigenheiten des Steins zutage, Risse, harte oder weiche Stellen. Es zeigte sich, dass mein Stein viele solcher Risse hatte, die zum späteren Zeitpunkt der Arbeit bedeuten könnten, dass große Stücke einfach wegplatzen. Ich wollte sie trotzdem erhalten. Irgendwie mochte ich sie und folgte behutsam den Linien, die sie mir vorgaben. Die markante Einkerbung auf der Vorderseite war mir schon im Flussbett aufgefallen, sie blieb vollständig unangetastet. In diesen ersten Stunden packte mich wieder die Ehrfurcht und Scheu vor solch einem alten Stein. Vor Jahrmillionen im Erdinneren entstanden, oben am Berg vor Jahrhunderten als kantiger Brocken abgeplatzt beim Marmorabbau und bei seinem Weg nach unten im Fluss rundlich geschliffen worden lag er nun vor mir. Wer bin ich, ihm meine Vorstellungen aufzudrängen? Einerseits. Andererseits würde er noch weitere Jahrhunderte dort liegen, unentdeckt, unerkannt, einer von vielen. Ich gebe ihm eine neue Form, bringe seine verborgene Schönheit ans Licht und schaffe etwas Ewiges, das mich überdauert. So beginnt der Dialog mit dem Stein, eine Beziehung, Geben und Nehmen. Beim Schlagen bitte ich den Stein, mir zu zeigen, was er möchte und folge meiner Intuition. Mit vorsichtigen Schlägen wandere ich um seinen Körper herum, halte inne, schaue immer wieder von allen Seiten nach Unstimmigkeiten. In welcher Position soll er einmal stehen?
Der Kurs wird von Peter Rosenzweig und zwei anderen Bildhauern begleitet, Ernst Wittkowski und Tobia Silvotti. Mehrmals am Tag schauen die drei bei jedem einzelnen vorbei und geben wertvolle Tipps. Diese Zweiergespräche sind für mich sehr wertvoll. Ich habe wieder unendlich viel gelernt über das Material, die Techniken, Proportionen und darüber, dass alle Seiten einer Skulptur in Verbindung stehen müssen. Die Verbindung zu schaffen, ist für mich bisher jedes Mal das Spannendste gewesen. Am zweiten Nachmittag fiel mir beim Schlagen der Satz von Joseph Beuys ein ‚Zeig mir deine Wunde‘. Da er stark in mir resonierte, erkannte ich es als das Thema dieses Steins und blieb dabei.
In der Mitte der ersten Woche stand ein halbtägiger Ausflug in nahegelegene Bildhauer Ateliers und der Besuch der Ausstellung ‚CAVA‘, die den Marmorabbau zum Thema hatte. Die monumentalen Arbeiten verschiedener Künstler aus Marmor haben mich sehr beeindruckt, die Ausstellung in einem alten Gewölbe jedoch hat mich ganz tief berührt und etwas in mir zum Schmelzen gebracht. (Ich hänge später einen 3D Link an, dann kannst Du Dir die Ausstellung ansehen). Besonders die Arbeit von Johnny Turner ‚TRIBUTE TO THE QUARRY MEN‘, hat mich umgehauen, eine Hommage an die Arbeiter in den Steinbrüchen, die dort seit Jahrhunderten ihr Leben riskieren und ohne die es nicht eine einzige Skulptur, Säule, Arbeitsplatte oder Bodenfliese geben würde.
Übervoll mit Eindrücken und aufgeweicht von den Emotionen, die das Gesehene in mir ausgelöst hatte kehrte ich an meinen Stein zurück und war ganz eins mit ihm. Nach der Hälfte der Zeit hatte ich einen Traum, in dem mein Stein bei der Arbeit in der Mitte durchbrach und die einzelnen Stücke sich wie krümeliges Marzipan in meinen Händen auflösten. Ich erwachte mit einem schweren Herzen. Kurz danach zogen meine Gedanken zu meiner Mutter. Sie war ein Mensch mit einer großen Wunde gewesen, die, obwohl sie ein Leben lang versucht hatte, sie zu verbergen, doch für jeden sichtbar gewesen war. An diesem Morgen ging es mir nicht gut. Wir hatten zwar frei, aber ich wollte weiterarbeiten. Über den Tag stellte sich heraus, dass der Traum vom brechenden Stein, der Vorbote des Durchbruchs gewesen war, der sich an diesem Tag ereignete. Ich fand die Verbindung von vorne und hinten und wusste endlich, wie die Oberseite aussehen musste. Nach zehn Stunden wie in Trance erwachte ich staunend aus einem schwungvollen Rausch und war überglücklich. Es ist übrigens so, dass man im Durchschnitt 10.000 Hammerschläge pro Tag ausführt beim Bearbeiten eines Steins, womit man bei einem Fäustel von 800g auf 8 Tonnen kommt, die man täglich bewegt.
In den nächsten drei Tagen ging es darum, die gebildete Form zu präzisieren, z. B. aus der Fläche mehr ins Konkave oder Konvexe zu gehen und die Linien, wo die Seiten sich treffen, deutlich zu ziehen. Ein schwerer Moment stand mir noch bevor. Es zeigte sich ein Riss drei Zentimeter oberhalb der geplanten Standfläche, genau da, wo später die Bohrung für die Standhalterung enden sollte. Ich musste bangen Herzens zusehen, wie Peter den Stein mit der Flex um dieses Stück kürzte, um das Material zu sichern und zu verdichten. Mit Tränen in den Augen stand ich und fühlte mich, als säge er mir ins eigene Fleisch. Durch dieses fehlende Stück mussten danach alle anderen Flächen entsprechend angepasst werden, damit sie unten wieder harmonisch aufeinandertrafen.
Welche Stellen oder Flächen sollen später glattgeschliffen sein und welche ihre gepickelte Oberfläche behalten? Die Frage mischt sich immer häufiger mit in die Feinarbeit. Ich mag es bei Marmorskulpturen, wenn beides sichtbar ist und das Raue übergeht in das Feine. Alle groben Unebenheiten auf den Flächen, die später glatt sein sollen, werden mit einem Zahneisen abgetragen und danach mit einem Glätteisen geglättet. Die Flächen, die rau bleiben sollen, werden durch vorsichtiges Pickeln in eine gleichmäßige Struktur gebracht.
Nach insgesamt 49 Stunden konnte ich das Fäustel aus der Hand legen und mich ans Schleifen machen. Alle geglätteten Flächen werden in mehreren Schleifgängen gründlich geschliffen. Das Schleifen ist sehr meditativ ... schleifen – abfegen – tasten. Je gründlicher in jeder Phase, umso besser das spätere Ergebnis. Ich habe insgesamt 20 Stunden alle zu glättenden Flächen fünf Mal trocken und zwei Mal nass mit jeweils immer feinerer Körnung glattgeschliffen. Mit jedem Mal, dass es sich feiner anfühlt, wächst die Freude und Zufriedenheit.
Ein paar Tage zuvor hatten wir uns am südlichen Ortseingang des Dorfes die Kirchenruine La Capella angeschaut, in der Michelangelo zu seiner Zeit viel Trost gefunden hatte. Zu ihren Füßen liegt ein ganz kleiner verlassener Steinbruch, in dem von Hand abgebaut worden war. Von dort hatte ich ein Stückchen Bardiglio Marmor mitgenommen als Sockel für meinen Stein. Die graue Farbe wäre ein guter Kontrast zur Farbe des Steins und seine Herkunft eine schöne Erinnerung an diesen bedeutungsvollen Ort.
Nach einem ersten vorsichtigen Aufstellen des Steins und ausrichten auf dem Sockel bohrten Ernst und Tobia mit aller gebotenen Achtsamkeit das Loch für die Halterung in die Standfläche meines Steins und den Sockel. Ein weiterer angespannter Moment, aber dabei ging zum Glück auch alles gut. Beim anschließenden Nassschleifen kam die tatsächliche Farbe und Maserung des Steins zum Vorschein, eine echte Überraschung. Wenige Stunden später, kaum zu glauben, ich konnte meinen Stein waschen. Er war fertig. Wie mit einem langsamen Fahrstuhl nach oben fahrend tauchte ich aus dieser inneren Reise auf und hielt ungläubig das Ergebnis in meinen Händen. Sehr befriedigend.
Während ich mit meinem Stein abgetaucht war, habe ich auf einer anderen Ebene zur selben Zeit den wunderbaren Ort genossen, terrassenförmig angelegt unter Bäumen mit Blick nach oben zum Monte Altissimo und nach unten über das Meer. Meinen Arbeitsplatz im Halbschatten unter Esskastanienbäumen, den angenehmen Wind auf der Haut und das Pickeln und Schlagen der anderen um mich herum.
Bin wunderbaren Menschen begegnet, mit denen es intensive Gespräche gab auf ganz selbstverständliche unkomplizierte Weise, viel Lachen und Freude und Austausch.
Wurde uns jeden Tag von der hübschen jungen Köchin Monika ein köstliches italienisches Mittagsmenü serviert, das wir alle zusammen auf der lauschigen Terrasse an einem großen Tisch einnahmen, mit Appetit und Hunger von der körperlichen Arbeit.
Machte Pause auf der oberen schattigen Terrasse des einzigen Gebäudes dort mit Blick nach gegenüber zum ehemaligen Steinbruch Michelangelos. Schrieb Tagebuch oder sann über weitere Arbeitsschritte nach, ruhte aus in der Mittagshitze des italienischen Hochsommers.
Ging morgens die 200 Stufen und knapp 500 Schritte vom oberen Dorf, wo wir in einem kleinen Häuschen wohnten, das ehemaligen Steinbrucharbeitern gehört, die jetzt woanders leben, runter zum Campo, streichelte unterwegs einen Hund und mehrere Katzen, sprach mit den Schafen, verliebte mich in die beiden alten Piaggio Dreiräder, die lädiert am Straßenrand standen und stieg nach zehn Stunden denselben Weg wieder rauf, erschöpft, staubig, verschwitzt und glücklich.
Machte einen Ausflug mit in verschiedene Bildhauer Ateliers, von denen ich schon berichtet habe und in die Stadt Pietrasanta (heiliger Stein), wo der Name Programm ist, denn aufgrund der Lage inmitten der umliegenden Steinbrüche wird dort weniger weißer Marmor als billiges Baumaterial verwendet. Bürgersteige, Fensterbänke, Parkbänke, Briefkästen etc. sind dort aus Marmor. Steinmetzschulen im 19. Jahrhundert verhalfen dem Ort zu der wirtschaftlichen Grundlage, um zu seiner ursprünglichen Bedeutung zurückzufinden, der Stadt des Marmors, die seit Jahrhunderten Anziehungspunkt für Bildhauer aus aller Welt ist. An beinahe jeder freien Stelle steht eine Skulptur. Um die Stadt herum angesiedelt sind zahlreiche Marmor-Sägereien, in denen die riesigen Blöcke in Platten zersägt und in die ganze Welt verschickt werden.
Erlebte vier heitere gemeinsame Abende im einzigen Restaurant des Ortes, es heißt Michelangelo, was sonst, mit leckerem Essen, Musik und Tanz.
Hörte nachts die Hunde bellen und die Kirchenglocke die Zeit ansagen und genoss es zutiefst, Dank der wunderbaren Organisation vor Ort, mich um nichts anderes kümmern zu müssen, als um mich, meinen Stein und meine Körperpflege.
Am letzten Tag zur untergehenden Sonne gab es eine Ausstellung. Auf einem freien Stück des Geländes wurden die Arbeitsböcke mit Abstand aufgereiht und die fertigen Skulpturen aufgestellt. In einer feierlichen Ansprache von Peter Rosenzweig, in der er auf seine unnachahmliche Art, aus der seine Liebe zum Marmor und zur Bildhauerei leuchtet, würdigte er die Arbeit und die Bedeutung des Geschaffenen in der Zeit. Jeder Bildhauer präsentierte danach seine Skulptur und gab Einblick in seinen ganz persönlichen Weg mit dem Stein. Ergänzt durch einzelne Stationen der jeweiligen Arbeit mit dem Einzelnen rundete Peter jede Präsentation wundervoll ab. Das sind sehr besondere und häufig emotionale Momente. Zu sehen, was wir alle gemeinsam, nebeneinander und jeder für sich in den zwei Wochen
geschaffen haben, ist sehr beeindruckend. Skulpturen, so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Jeder einzelne hat etwas geschaffen, das uns alle überdauert. Danach wurde gefeiert bis in die Nacht.
Meine Skulptur ‚Zeige Deine Wunde‘ ist meiner Mutter gewidmet.
Die Verbindung von Verletzlichkeit und Schönheit, die in jedem Menschen ist, und die uns zu dem macht, was wir sind, findet in meinem Stein ihren Ausdruck. Die zwei Seiten meiner Mutter treten in meiner Skulptur in eine harmonische Verbindung und finden gemeinsam ihren Frieden.
Danke fürs Lesen.
Danke fürs Teilen.
Bis zum nächsten Mal,
herzlichst,
Petra Froese
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LINKS:
Falls es Dich interessiert, hier kommst Du zur Homepage vom Campo dell'Altissimo:
'IL CAPO' (Der Vorarbeiter), ein kurzer Einblick in den Marmorabbau in den Apuanischen Alpen. ca. 3 min. auf YouTube
Die oben erwähnte Ausstellung 'CAVA'. Auf der Seite bitte runter scrollen bis EXPLORE 3D SPACE und anklicken.
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Petra Rietz (Donnerstag, 20 September 2018 22:05)
Danke für deine Einblicke. Beim lesen deiner Beschreibungen ging mir plötzlich ein Licht auf: unser Name, der Stein. wir werde geschliffen, behauen, gewaschen, geschmirgelt... alles, alles, wie bei einem richtigen Stein und die Schönheit zeigt sich allmählich. Die Härte verbirgt einen Schatz. Wieder sehr inspirierend. Ich mache demnächst eine Alpenüberquerung und bin gespannt, wie sich mir Steine in den Weg legen werden, wie sich der Weg über Stock und Stein gestalten wird und wie ich meinen Weg durch die steinige Gegend machen werde. Liebe Grüße, Petra
Elke Anna (Donnerstag, 20 September 2018 23:36)
Mein Glückwunsch! Da ist Dir wieder ein großer Wurf gelungen, mein Engel. Ich habe viel gelernt und habe mich mit Dir gefreut - ganz so, als wäre ich dabei gewesen- über all die wunderbaren Erfahrungen, die Du gemacht hast.
Micky (Freitag, 21 September 2018 13:04)
Mein Schatz , Bilder wären nicht nötig gewesen! All das was und wie du es geschrieben hast ist einfach wie als würde ich in ein ein Bilderbuch springen . Wunderbar �
Sigrid Klammer (Montag, 24 September 2018 04:13)
Dein Bericht ist ganz wunderbar gelungen. Vieles kann ich aus ähnlichem Erleben nachvollziehen, und Vieles ist wieder auferstanden, wenngleich es nicht weisser Marmor in den Alpen war, sondern rötlicher Sandstein bei Marburg. Ich war dem Stein so nahe, dass ich ihn gerochen habe.
Wie schön, und wie tief empfunden du das (mit)geteilt hast!
Danke, liebe Petra.
Vera (Sonntag, 30 September 2018 23:04)
Danke, dass du uns durch diesen tollen Bericht an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Beeindruckende Skulptur!
Petra Heuring (Donnerstag, 04 Oktober 2018 13:46)
Liebe Petra, ich finde das Gesetz der Polarität hast Du über das Werden Deiner Skulptur beonders zum Ausdruck gebracht, was an den Betrachter die Aufforderung stellt, sich nicht nur mit der hellen sondern auch der dunklen Seite des Lebens zu beschäftigen. Deine Worte unterstützen das noch auf sinnliche Weise, wie ich finde.